VDSL und Router


Veröffentlicht von MOS-Computer GbR am 03.09.2010

Das Thema VDSL in Verbindung mit einem nicht Telekom Router hat uns einige Zeit beschäftigt. Viele der im Vorfeld aufgetretenen Fragen liessen sich leider nicht abschliessend klären (auch nicht von Experten der Telekom), weshalb der Versuch einen VDSL 50 Anschluss mit einem Draytek Vigor Router zu betreiben ein gewisses Risiko barg. Im Netz gibt es in verschiedenen Foren dazu zwar etliches zu lesen, aber auch hier bleiben noch einige Fragen, bzw. gemachte Aussagen beziehen sich auf andere Konstellationen.

 

Ausgangspunkt des Versuchs und Vorraussetzung war, einen VDSL 50 Anschluss der Telekom mit einem Draytek Vigor Router problemlos zum Laufen zu bekommen, um damit in erster Linie einen, bzw. mehrere VPN Zugänge zu betreiben. Ausserdem sollten bei der Nutzung der zur Verfügung stehenden Bandbreite nach Möglichkeit keine Einbussen entstehen. Entertain (also TV) gilt es nicht zu berücksichtigen.

[Nachtrag: zum Thema IPTV finden Sie im Text weiter unten noch einige Anmerkungen]

 

Hier gibt es nun einige, mögliche Ansätze. Grundsätzlich ist festzuhalten, das der VDSL 50 Anschluss mit einem Telekom eigenen W920V Router problemlos funktioniert und auch die volle Bandbreite ausschöpft, wohingegen man dem W722V nachsagt, das dieser nicht so ganz stabil läuft und mit leichten Performanceproblemen zu kämpfen hätte, was wir allerdings nicht prüfen konnten. Auch mit den Geräten von AVM (Fritz!Box 7570 - OEM Gerät in den europäischen Nachbarländern, sowie Fritz!Box 7390 - dem derzeitigen Flagschiff) soll ein Betrieb einwandfrei und in vollem Umfang funktionieren.

 

Aufgrund gewisser Rahmenbedingungen und unter Berücksichtigung von Kompatibilität, war ein Vigor Router in unserem Fall zwingend einzusetzen. Somit bleibt als Basis bestehen:

 

a) Ein DSL Modem (Speedport 221) in Kombination mit einem Vigor Router

 

b) Ein Router der Telekom oder von AVM im Bridgebetrieb (PPPoE PassThrough), ebenfalls mit einem Vigor Router

 

Für die erste Konfiguration gilt, dass das Modem vergleichsweise günstig wäre, aber der Router bei VDSL zwingend VLAN Tagging (ID7) beherrschen muss. Hier käme zB ein Vigor 2950 in Frage, der seit einigen Firmwareversionen mit VLAN Tagging umgehen kann. Bei einem WAN-LAN Durchsatz von ca. 60MBit (lt. Aussage von Draytek) wäre das Gerät somit geeignet, ist allerdings relativ teuer und kann kein WLAN-n.

 

Für eine mögliche zweite Kombination bleibt uns folgendes übrig:

 

  • Den Speedport W722V schliessen wir im Vorfeld wegen möglicher Performance- und Stabilitätsprobleme aus (wurde von uns wie erwähnt nicht getestet, daher können wir nicht sagen, ob diese Aussage der Wahrheit entspricht).
  • Die Fritz!Box 7390 ist sehr teuer und bietet für unsere Zwecke eine Menge Funktionen, die wir nicht benötigen. Ausserdem, so unser Informationstand, unterbindet AVM in seinen Firmwares mittlerweile den Bridgebetrieb, so dass das Modell nicht als Modem genutzt werden könnte.
  • Der Speedport W920V, der ebenfalls eine Masse an Funktionen bietet, die wir in diesem Fall nicht brauchen und der ebenfalls recht teuer ist, bleibt somit als Gerät der Wahl über. Die Firmware der Telekom bietet nur sehr bescheidene Funktionen (im Vergleich mit einen gefritzten Speedport -> Fritz!Box 7570 - man könnte es aber auch DAU anwenderfreundlich nennen), allerdings ist hier der Bridgebetrieb problemlos möglich, so dass das Modell als Modem dienen kann, zumal es das VLAN Tagging übernimmt.


Als Router haben wir uns für einen Draytek Vigor 2930n entschieden, da dieser nach verschiedenen Aussagen ca. 40-50MBit Durchsatz schaffen soll, sowie alle nötigen Funktionen und WLAN Draft-n bietet. Dazu kam Firmware v3.3 vom 28.08.2010 zum Einsatz. Dieses Modell beherrscht leider kein VLAN Tagging, so das es nicht direkt mit einem Speedport 221 Modem betrieben werden kann, da dieses Modem (so unsere Informationen) selbst kein Tagging der Daten unternimmt (und sich somit korrekt wie ein Modem verhält). Ausserdem kann dieser Router kein IGMPv3, so das er nicht in Verbindung mit Entertain für den TV-Betrieb genutzt werden kann. (Die Möglichkeit, das Tagging mittels Layer-3 Switch herzustellen und somit eines reines VDSL Modem nutzen zu können, wurde mit Absicht nicht in Erwägung gezogen.)

 

Eine andere, evtl. bessere Wahl wäre ein Vigor 2920 gewesen, da dieser mit einem WAN-LAN Durchsatz von ca. 150MBit kommt, dafür aber leider z.B. kein SSL VPN bietet. Das Gerät wird allerdings derzeit noch nicht in Deutschland vertrieben (Stand 03.09.2010), sondern ist nur im Ausland (z.B. Niederlande) erhältlich.

 

 

Vorgehensweise:

 

Zum Testen des Anschlusses den W920V erst einmal komplett konfigurieren. Sollten hier keine Probleme auftreten, ist davon auszugehen, das der Anschluss ansich einwandfrei funktioniert. Ausserdem sollte man zum späteren Vergleich einige Speedtests machen. Werte von ca. 5.7MB/s Download und ca. 1.1MB/s Upload sollten für einen VDSL 50 Anschluss (50/10) schon drin sein. Dazu aber bitte nicht einen der bekannten "Speedtests" nutzen, sondern am besten eine möglichst grosse Datei segmentiert herunterladen, oder mehrere Downloads parallel starten. Bitte achten Sie darauf, dass viele Server nur 1-2MB/s an Downloadgeschwindigkeit zulassen! Dies können Sie nur mit Segmentierung oder eben mehreren Downloads umgehen.

 

Im nächsten Schritt aktivieren Sie die Funktion "Router als Modem nutzen" und schalten danach "NAT" aus! Ab jetzt läuft das Gerät im Bridgemodus und baut selbst keine eigene Verbindung mehr auf. Evtl. sollten Sie dem Gerät auch eine andere IP Adresse verpassen (zB 192.168.2.254), falls Sie es gewohnt sind, das Ihr Router sonst unter .1 zu erreichen ist und Sie es evtl. vermeiden wollen, Ihr Netzwerk umzustellen. Dies hat auch noch einen weiteren Vorteil, auf den wir gleich noch eingehen werden.

 

Nun verbinden Sie Ihren (am besten vorab) konfigurierten Vigor 2930 mit dem W920V (WAN1 Vigor zB nach LAN4 Speedport) sowie am besten den LAN1 Port des Vigor mit dem LAN1 Port des Speedports - dazu gleich noch mehr.

 

Sollten Sie alles richtig gemacht haben, sollte der Vigor sich über den Speedport nun problemlos ins Netz einwählen können.
Um auf die entsprechenden Geschwindigkeiten zu kommen (nach unseren Tests ist auch mit dem 2930 ein erwähnter DL/UL vom 5.7MB/1.1MB in der Sekunde möglich), sollten Sie folgende Änderungen im Vigor vornehmen:

 

  • MTU/MSS sollte auf 1452 gesetzt werden!
  • in den CSM Einstellungen sollten Sie zwingend die Filterung von MSN, AIM, ICQ und Yahoo deaktiveren!

Ist dies der Fall, erreichen Sie nach unseren Erkenntnisse eine hervorragende Geschwindigkeit! Sobald allerdings die MTU abweicht, und/oder die besagten CSM Filtereinstellungen gesetzt sind, haben Sie mit einem Leistungs- bzw. Geschwindigkeitseinbruch von bis zu 50% zu rechnen. Ob dies evtl. ein Fehler der Firmware v3.3, oder ein generelles Problem ist, haben wir bisher nicht weiter geprüft. Allerdings scheint sich der Einbruch durch die CSM Einstellungen erst bei Bandbreiten oberhalb von 30MBit bemerkbar zu machen.

 

Da Sie ausserdem, wie oben beschrieben, einen LAN Port des Vigors mit einem LAN Port des Speedports verbunden haben, sind Sie weiterhin in der Lage, auf die Status und Konfigurationsseite des Speedports zuzugreifen. Allerdings müssen Sie hierzu in Ihrer Hosts Datei (%WINDIR%\system32\drivers\etc) noch eine kleine Ergänzung vornehmen. Ausgehend von unserem Beispiel oben muss diese lauten:

 

192.168.2.254   speedport.ip

 

Danach können Sie über die Eingabe der IP Adresse im Browser auf den Speedport zugreifen.

 

 

Noch ein Hinweis: Zu beachten gilt es noch, dass der derzeitige Call & Surf VDSL Tarif zwar eine Flatrate darstellt, ab 200GB Transfervolumen allerdings auf 6MBit gedrosselt wird (Stand 09/2010). Sollten Sie also plötzlich keine gewohnte Geschwindigkeit mehr haben, ist Ihr "High-Speed-Volumen" evtl. aufgebraucht. Abhilfe schafft hier nur auf den nächsten Monat zu warten, oder einen Entertain-Tarif zu buchen, obwohl man IPTV dann nicht nutzt (nutzen kann - siehe obige Einschränkungen).

 

 

Update 29.11.2010:

Draytek Deutschland hat vor ca. zwei Wochen endlich den Vigor 2920 in den Markt eingeführt. Laut Release Notes zu Firmware 3.3.6 unterstüzt der Router an WAN Port 1 VLAN tagging (Support Multi-VLAN tagging for Ethernet WAN(1)). Somit sollte es mit dieser Firmware theoretisch möglich sein, ein Speedport 221 VDSL Modem direkt anschliessen zu können. Wir haben es nicht versucht, können somit leider nichts dazu sagen. IGMPv3 scheint das Gerät bis jetzt allerdings noch nicht zu können - zumindest ist in der Live-Web-Demo nichts davon zu sehen. Möglich wäre allerdings auch, dass die nötigen Parameter über Telnet gesetzt werden können.

Für den Entertain Einsatz (IPTV), scheint das Gerät somit noch nicht geeignet zu sein. Beachten Sie auch, dass der 2920 bis jetzt kein SSL VPN beherrscht! Ob diese Funktion mit einer Abkündigung des 2930 evtl. nachgerüstet wird (oder die CPU im allgemeinen dafür zu schwach ist), darüber kann nur spekuliert werden. Fragen Sie zu diesen Punkten am besten direkt bei Draytek nach.

 

Draytek Taiwan hat mittlerweile die 2750 Serie veröffentlich! Die ersten Geräte (Base Modelle) sollen noch vor Weihnachten 2010 im Deutschen Markt eingeführt werden! Die WLAN Versionen folgen vermutlich im Januar 2011. Die 2750 Reihe ist die erste Routergeneration von Draytek, die ein VDSL Modem integriert hat. Die Geräte unterstützen IPv6 und sind vermutlich auch Entertain tauglich (hierzu liegen uns leider noch keine Informationen vor). Zu beachten ist, dass die 2750 Serie nur 2 VPN Tunnel unterstüzt.

Wie sich die Geräte im deutschen VDSL-Netz schlagen, werden sicherlich erste Tests demnächst zeigen.

 

 

Update 30.08.2011 (IPTV Vigor 2750):

Wie seit dem 16.08.2011 auf den Seiten der Firma Draytek zu lesen ist, beherrscht der der Vigor 2750 seit Firmware 1.5.1 auch den Umgang mit IPTV, u.a. IPTV von T-Home (Anleitung zur Einrichtung). Somit eignet sich dieser optimal für den Privat- und weniger anspruchsvollen SoHo-Bereich, falls man die Option auf IPTV wahren, oder dieses sogar nutzen möchte.

Der Vigor 2750 ist eine VDSL-Router mit integriertem Modem für bis zu 200MBit. Er bietet 4GBit LAN Ports, unterstüzt IPTV, hat 2 USB Buchsen für 3G Modems oder Festplatten (Dateiserver), bietet optional VoIP, sowie WLAN (IEEE 802.11n) nach Draft 2.0 im 2.4 & 5GHz Band und unterstüzt IPv4 und IPv6. Es werden maximal 2 (gleichzeitige) VPN Tunnel unterstüzt, womit sich das Gerät optimal für den Heimbereich, sowie den SoHo Bereich anbietet, wenn nicht mehr als zwei gleichzeitige VPN Tunnel benötigt werden.

 

 

Update 14.05.2012 (IPTV Vigor 2850):

Seit einiger Zeit ist auch der Vigor 2850 verfügbar, der gegenüber dem Vigor 2750 noch einiges an Mehrwert bietet. Dank zusätzlich vorhandenem WAN-Port, kann dieser Router mit einem Kabelmodem, oder einer anderen Breitbandverbindung betrieben und ist somit auch bei einem evtl. Wechsel zu einer anderen Zugangstechnik weiterhin verwendbar! Desweiteren scheint sich die Einrichtung von Entertain der Telekom (VDSL!) mit dem Vigor 2850 deutlich einfacher zu sein, als mit dem Vigor 2750.

 

Draytek bietet auf seinen Support Seiten zwei Dokumente an, die das Einrichten von IPTV (nur in Verbindung mit VDSL!) beschreiben:

Wie konfiguriere ich IPTV mit T-Home Entertain

Warum funktioniert mein IPTV nicht?

 

Ob es schlussendlich funktioniert, können wir mangels Erfahrung leider nicht sagen, da wir dieses Szenario bis jetzt noch nicht eingerichtet haben. Aber immerhin hat Draytek reagiert und liefert eine Lösung!

 

 

Update 19.03.2014:

Einige Links im Text angepasst, die nach Umstellung der Draytek Webseite nicht mehr funktionierten.

 

 

 

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